Wadō‑Ryū Karate‑Dō Nürnberg

Mixed Martial Art

Wadō‑Ryū Jūjutsu Karate‑Dō

"Das Geheimnis von Wadō‑Ryū Jūjutsu Karate‑Dō ist, nach dem Geheimnis zu suchen."

Wado-Ryu Karate-Gi mit Logo Gürtel und Schwert

Wadō‑Ryū (japanisch 和道流) ist heute eine Stilrichtung des Karate und wurde von Prof. Hironori Ōtsuka gegründet. Wadō kann mit "Weg des Frieden" oder "Weg der Harmonie" übersetzt werden und Ryū bedeutet "Schule" oder "Strömung". Das verwendete Kanji Wa (japanisch 和) bedeutet auch "Japan" und soll damit den Einfluss des japanischen Jiu Jiutsu im Wadō‑Ryū herausstellen. Somit ist im Wadō‑Ryū der japanische Weg "Do" (japanisch 道) gemeint.

Dadurch unterscheidet sich Wadō‑Ryū deutlich zu den aus Okinawa stammenden Karatestilrichtungen und gilt heute als die einzige in Japan entstandene Karatestilrichtung. Wadō‑Ryū Jūjutsu Karate‑Dō wurde 1934 gegründet und 1939 als eigenständige Karatestilrichtung in der Dai Nippon Butokukai eingetragen.

Wadō‑Ryū Jūjutsu Karate‑Dō stellt eine Kombination aus unterschiedlichen Budō-Künsten dar und besteht aus dem von Okinawa stammenden Karate To'de, Shurite sowie Nahate, aus dem Yagyu Shinkage-Ryu Kenjutsu, einer traditionellen japanischen Schwertschule, und überwiegend aus dem Takamura Ha Shindo Yoshin Ryu, einer alten japanischen Jiu Jiutsu Kampfkunst aus dem 18. Jahrhundert. Das Wadō‑Ryū umfasst daher Elemente aus dem Jiu Jiutsu wie Hebel, Würgetechniken, Würfe, Fallschule und Bodenkampf sowie Techniken aus dem Karate wie Blocks, Fußtritte, Faustschläge und -stöße. Als Waffe wird dabei der gesamte Körper verstanden und eingesetzt. Die Prinzipien aus dem Schwertkampf runden das System des Wadō‑Ryū Jūjutsu Karate‑Dō ab.

Prinzipien des

Wadō‑Ryū Jūjutsu Karate‑Dō

Wado-Ryu Karate Lehrer Roland und Stefan bei einer Übung

Hironori Ōtsuka Sensei hatte seine eigene Vorstellung von Kampfkunst. In seinem Stil, dem Wadō‑Ryū beseitigte er in erster Linie alle weit ausholenden Bewegungen, verkürzte die Stände und veränderte alle Techniken, die mit einem großen Aufwand an Energie verbunden waren. Alle Techniken wandelte er in Bewegungsformen um, in denen größtmögliche Ökonomie möglich ist, um maximale Wirksamkeit zu erreichen. Sensei Ōtsuka studierte viele unterschiedliche Menschen und deren Bewegungsbilder um dabei die Verbindung zwischen Vernunft und Wirksamkeit festzustellen. Entsprechend diesem Prinzip wird im Wadō‑Ryū Jūjutsu der Hauptakzent auf die natürliche Bewegung aus dem Körperzentrum gelegt. Das Resultat dieser Überlegung ist eine Kampfkunst, die viele verschiedene Formen des Ausweichens (Tai Sabaki) enthält.

Darüber hinaus werden die Bewegungen im Wadō‑Ryū wesentlich enger, entspannter und strukturierter geführt als dies in anderen Karate-Stilen der Fall ist. Das Ausweichen und direkte Kontern der gegnerischen Attacke wird in den Vordergrund gestellt. Ein reiner Block wird als zeitverschwendung angesehen und soll vermieden werden. Es gilt grundsätzlich Angriff ist Verteidigung und Verteidigung ist Angriff. Wer Zeit zum Blocken hat, hat auch Zeit zum Angreifen. Ein Wadō‑Ryū Jūjutsu Karateka blockt nicht, er verteidigt.

Deshalb liegen dem Wadō‑Ryū Jūjutsu Karate‑Dō Bewegungsprinzipien wie Ausweichen, Eindringen und Mitführen der gegnerischen Technik, die Kontrolle des Angreifers und dessen Schwerpunkt, sowie fließende Übergänge zwischen den einzelnen Techniken zugrunde. Die Kampfführung und Technikausführung erfolgt rationell, das heißt, keine überflüssige Technik, Bewegung und kein überflüssiger Kraftaufwand. Es wird größtmögliche Mobilität angestrebt, was mit einer ständigen Kontrolle des eigenen Körperschwerpunktes, der Körperachse und der Stellungen erreicht wird. Dadurch ist es möglich, mit Angriffe aus allen Richtungen zu interagieren. Abwehr, Angriff und Positionsveränderungen erfolgen gleichzeitig in einer flüssigen und strukturierten Bewegung, damit kein Zeitverlust eintritt. Die Angriffe werden dabei immer gegen vitale Punkte des Angreifers gerichtet.

Japanisches Schwert
Grundlegende Prinzipien im Wadō‑Ryū Jūjutsu Karate‑Dō
  • SANMI-ITTAI (japanisch 三位一体)
    "Füge drei Dinge zusammen"
    • TEN I (japanisch 転位)
      "Verändere die Position/Stellung"
    • TEN TAI (japanisch 転体)
      "Durch Gewichtsverlagerung aus der Körpermitte"
    • TEN GI (japanisch 転技)
      "Mit einer Technik"
  • TAI SABAKI (japanisch 体捌き)
    "Verlassen der Angriffslinie"
  • KYUSHO (japanisch 急所)
    "Technik auf vitale Punkte"
  • MUDANA CHIKARA O IRENAI (japanisch 無駄な力を入れない)
    "Vermeide unnötigen Kraftaufwand"
  • MUDANA DOSA O SHINAI (japanisch 無駄な動作をしない)
    "Vermeide unnötige Bewegungen"
  • MUDANA WAZA O TSUKAWA NAI (japanisch 無駄な技を使わない)
    "Vermeide unnötige Techniken"
  • RYU SUI (japanisch 流水)
    "Fließende Übergänge und Bewegungen"
  • KOBO NO ICHI (japanisch 弘法の一)
    "Angriff und Verteidigung sind eins"

Im Wadō‑Ryū Jūjutsu Karate‑Dō stellt TAI SABAKI (japanisch 体捌き, "Verlassen der Angriffslinie"), das Ausweichen ein elementares Prinzip dar. Die Ausweichbewegung wird von einem präzisen Atemi (Schlag) auf einen Kyusho (vitaler Punkt) begleitet und schließt häufig mit Nage Waza (einem Wurf) ab. Dabei unterscheidet man innerhalb des Stils zwischen drei grundsätzlichen Regeln beim Ausweichen.

  • NAGASU (japanisch 流す)
    "Fließen lassen"
  • INASU (japanisch 往なす)
    "Umlenken"
  • NORU (japanisch 乗る)
    "Reiten oder mitgehen"
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Großmeister Hironori Ōtsuka

Das Vermächtnis des Wadō‑Ryū Jūjutsu Karate‑Dō

Großmeister Hironori Otsuka

Hironori Ōtsuka wurde am 01. Juni 1892 in Shimodate (Japan) als ältester Sohn von Ōtsuka Tokujirō geboren. Er ist der Begründer der Karate-Stilrichtung Wadō‑Ryū. Mit fünf Jahren begann er mit dem Ju-Jutsu Training. Mit 13 Jahren hat er unter Nakayama Tatsusaburō mit dem Training von Shindō Yōshin-Ryū Jūjutsu (神道揚心流) begonnen. Ab 1922 begann Hironori Ōtsuka mit dem Karate-Training bei Gichin Funakoshi. Parallel praktizierte er weiterhin Shindo Yoshin-Ryu Jūjutsu und erhielt im Alter von 29 Jahren das Diplom Menkyo Kaiden Shihan von Nakayama. Ab 1936 übernahm er die führende Lehrtätigkeit beim Karate-Club der Universität von Tokio.

Zu dieser Zeit entwickelte er seinen eigenen Karate-Stil Wadō‑Ryū. Sensei Ōtsuka lernte auch unter Mabuni Sensei und Motobu Sensei, die sein Verständnis für Karate vertieften. Dabei lernte er zwei weitere Richtungen von Okinawa-Karate kennen, Shurite und Nahate. Hironori Ōtsuka war ebenfalls ein Meister der Schwertkampfkunst, Yagyu Shinkage-Ryu Kenjutsu. Die Kombination des starken Okinawa-Karate, die soliden kämpferischen Fähigkeiten des Jūjutsu sowie Prinzipien aus dem Kenjutsu brachten das Wadō‑Ryū Jūjutsu Karate hervor. 1934 wurde Wadō‑Ryū Jūjutsu Karate eine offizielle Kampfkunst und sein Sohn, (Jiro) Ōtsuka II wurde geboren. Am 01. April 1939 wurde Wadō‑Ryū Jūjutsu Karate bei der Dainippon Butokukai eingetragen.

Im Jahr 1981 trat Sensei Ōtsuka als Großmeister zurück und ernannte seinen Sohn Jiro zu seinem Nachfolger. Ōtsuka II verließ im selben Jahr Wadokai und gründete Wadō‑Ryū Renmei. Am 29. Januar 1982 verstarb im Alter von 89 Jahren Hironori Ōtsuka. Überraschend verstarb Jiro Ōtsuka II am 26.06.2015. Im Rahmen einer Zeremonie in Tokyo wurde am 28.08.2015 der Sohn von Jiro Ōtsuka II, Sensei Kazutaka Ōtsuka III zum 3. Großmeister (Soke) des Wadō‑Ryū Jūjutsu Karate‑Dō ernannt. Bis heute gilt Wadō‑Ryū Renmei als direkte Strömung für authentisches Wadō‑Ryū Jūjutsu Karate‑Dō.

1964 ließen sich Sensei Suzuki Tatsuo und Sensei Masafumi Shiomitsu in England nieder, um Wadō‑Ryū Jūjutsu Karate‑Dō in Europa zu unterrichten. Shiomitsu Sensei gründete in den 1980er Jahren die Wadō‑Ryū Jūjutsu Karate‑Dō Academy, welche in Europa die einzige anerkannte Wadō‑Ryū Renmei Organisation von Ōtsuka Soke ist. Die Wadō‑Ryū Karate‑Dō Academy unterrichtet somit die korrekten und authentischen Techniken sowie den wahren Spirit von Wadō‑Ryū Jūjutsu Karate‑Dō. Sensei Masafumi Shiomitsu besitzt heute den 9. Dan Wadō‑Ryū Jūjutsu Karate‑Dō Renmei und leitet die Organisation mit seinen Schülern Sensei Arthur Meek 8. Dan Wadō‑Ryū Jūjutsu Karate‑Dō Renmei, Sensei Peter Hill 7. Dan Wadō‑Ryū Jūjutsu Karate‑Dō Renmei und Sensei Hieu-Minh Tran 7. Dan Wadō‑Ryū Jūjutsu Karate‑Dō Renmei.

Hironori Ōtsuka besitzt den 10. Dan im Wadō‑Ryū Jūjutsu Karate‑Dō und ist der erste Karateka, dem der Ehrentitel Meijin (1972) verliehen wurde.

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Dōjōkun

Die Etikette im Dōjō

Traditionelle Dojokun Etikette im Dojo

Als Dōjō (japansich 道場, "Ort des Weges") wird der Übungsraum für japanische Kampfkünste (Budō) bezeichnet. Im übertragenen Sinn steht der Begriff für die Gemeinschaft der dort Übenden. Da die Gruppe einen höheren Wert darstellt als der Einzelne, gibt es einfache Verhaltensregeln, die einen harmonischen Umgang miteinander fördern sollen - die Dōjōkun.

Die darin enthaltene Etikette ist von einem Karateka immer einzuhalten. Denn viel wichtiger als das räumliche Dōjō ist das Dōjō, das sich der Schüler in seinem Herzen errichtet. Die Dōjōkun beinhaltet fünf Leitsätze, welche alle mit dem Wort HITOTSU eingeleitet werden. HITOTSU bedeutet "eins" oder "Erstens" und verweist darauf, das jede Regel gleichberechtigt neben den anderen steht und alle von gleicher Wichtigkeit sind. Wer die Dōjō-Etikette nicht befolgen kann, ist in einem Dōjō weder als Schüler noch als Besucher willkommen.

Japanischer Garten Wasser
Traditionelle Dōjōkun (japanisch 道場訓, "Verhaltensregeln")
  • HITOTSU REIGI O OMONJI (japanisch 一、礼儀を重んじ)
    "Zeige gegenüber allem Respekt und Höflichkeit"
  • HITOTSU SHINKEN NI TESHI (japanisch 一、真剣身に徹し)
    "Sei ernsthaft in allem, was du tust"
  • HITOTSU SHINSHIN O KITAE WAZA O NERI (japanisch 一、心身を鍛え技を錬り)
    "Schule deinen Geist und Körper, wiederhole beharrlich die Techniken."
  • HITOTSU JINKAKU KANSEI NI TSUTOME (japanisch 一、人格完成に務め)
    "Strenge dich an, ein besserer Mensch zu werden."
  • HITOTSU WA NO MICHI O KIWAMEYO (japanisch 一、和の道を究めよ)
    "Finde Frieden und Harmonie in deinem Leben"
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Budō

Der Weg des Kriegers

Japanischer Garten Buddha

Wadō‑Ryū Jūjutsu Karate‑Dō ist Budō (japanisch 武道, "Kriegsweg"). Budō übersetzt bedeutet so viel wie "Der Weg des Kriegers" und verfolgt die Idee das man sich selbst durch das Erlernen einer Kampfkunst verwirklicht. Budō entspringt aus dem ernsten Hintergrund des Bujutsu, dem reinen Kriegshandwerk, ist aber deutlich mehr als das reine Töten und Besiegen des Feindes durch überlegende Technik. Budō als Lebensweg soll den Übenden über die Beschäftigung mit dem Kampf um Leben und Tod, zum inneren Frieden und höheren menschlichen Idealen führen.

Deshalb ist Budō mit größter Ernsthaftigkeit zu betreiben, auch wenn dieser Weg letztlich andere Ziele und Werte verfolgt als sein Ursprung, die reine Kriegsführung. Dennoch steht die Fähigkeit des Kämpfens und Tötens im Mittelpunkt. Daraus ergibt sich die Frage von Leben und Tod und ist nach wie vor der zentrale Hintergrund der Kampfkunst. Der Budō grenzt Kampfkunst von Kampfsport grundlegend ab und stellt mehr dar als eine reine Ästhetik in der Bewegung. Es ist die geistige Haltung in der Form, die den Unterschied deutlich macht.

Der wichtigste Aspekt liegt im "Do", dem lebenslangen Lernen. Der größte Kampf wird gegen sich selbst geführt, gegen das eigene Ego und das Überwinden der eigenen Unzulänglichkeiten. Wenn das eigene Ego überwunden wurde, besteht keine Notwendigkeit mehr im Außen zu kämpfen und nach Konkurrenz zu suchen. Dieser Zustand wird durch den Namen Wadō‑Ryū, "Weg der Harmonie" klar herausgestellt. Das Ziel des Budō, des Zendo und des Chado sind nicht verschieden. Alle Übungen sollen uns zu einer tieferen Erfahrung unserer Existenz führen und sich im Alltag und unserem Verhalten widerspiegeln. Kampfkunst und Zen sind Eins.

Dojo Shomen mit Wado-Ryu Lehrern
Die 7 Tugenden des Budō
  • JIN (japanisch 仁, "Güte, Menschlichkeit")
    "Liebe, Großmut, Zuneigung zu anderen, Sympathie und Mitleid sind Wesensmerkmale die gerade in unserer rationalen Zeit an Bedeutung gewinnen. Durch intensives Training wird der Budōka stark. Er entwickelt eine Kraft, die für das Wohl aller eingesetzt werden muss. Er besitzt Mitgefühl, er hilft seinen Mitmenschen bei jeder Gelegenheit."
  • REI (japanisch 礼, "Respekt")
    "Rücksichtnahme auf die Gefühle unserer Mitmenschen ermöglicht ein friedliches Zusammenleben. Sei immer höflich, selbst zu deinen Feinden. Du musst deine Fähigkeiten nicht beweisen. Die wahre Stärke eines Budōka offenbart sich in schwierigen Zeiten."
  • YU (japanisch 勇, "Mut")
    "Sich öffnen für Neues und für alle Aspekte des eigenen Selbst erfordert unseren Mut. Habe den Mut Handlungen auszuführen. Es ist gefährlich, beinhaltet jedoch das Leben voll und ganz. Heldenhafte Tapferkeit ist nicht blind, sie ist intelligent und stark."
  • MAKOTO (japanisch 誠, "Wahrheit, Aufrichtigkeit")
    "Aufrecht durch das Leben zu schreiten und nicht die Einfache und bequeme Lösung zu wählen, sondern die, die aufrichtig ist. Wenn ein Budōka sein Wort gibt, kann man sich stehts darauf verlassen. Nichts wird ihn davon abhalten, das Gesagte zu vollenden. Er muss nichts versprechen. Sagen und Ausführen sind dieselbe Handlung."
  • GI (japanisch 義, "Gerechtigkeit")
    "Den Mut aufzubringen auch in unangenehmen Situationen für die Gerechtigkeit einzutreten, fördert die Gemeinschaft. Glaube an die Gerechtigkeit. Für den wahren Kampfkünstler gibt es keine Graustufen in Fragen der Ehre und der Gerechtigkeit."
  • CHUGI (japanisch 忠義, "Loyalität, Pflichtbewusstsein")
    "Besinnung auf das gemeinsam Erarbeitete und nicht das Weite suchen, wenn es schwierige Situationen zu meistern gilt. Ein Budōka ist für seine Worte und Taten verantwortlich, sowie für alle daraus folgenden Konsequenzen. Er ist loyal zu denen, um die er sich sorgt. Er bleibt denen, für die er Verantwortung trägt immer und absolut treu."
  • MEIYO (japanisch 名誉, "Ehre")
    "Eingebettet in Menschlichkeit und Gerechtigkeit weist die Ehre den Weg zum rechten Handeln. Ein wahrer Budōka besitzt nur einen Richter über seine Ehre und das ist er selbst. Die Entscheidungen, die er trifft und wie diese Entscheidungen durchgesetzt werden, spiegeln sein wahres Ich wider. Du kannst dich nicht vor dir selbst verstecken."

Die 7 Tugenden des Budō sind ein Kodex moralischer Grundsätze, die im alten Japan insbesondere von den Samurai gelebt wurden. Für uns verdeutlichen sie die Wertigkeit japanischer Kultur und Geschichte in der Ausübung unserer Kampfkunst. Daneben stellen sie universelle Werte dar, welche in unserer Zeit und Gesellschaft genauso Bedeutung und Gültigkeit für den Einzelnen als moralische Leitlinien haben wie damals.

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Kihon, Kata und Kumite

Die Übungsformen des Wadō‑Ryū Jūjutsu Karate‑Dō

Wado-Ryu Lehrer Roland und Thomas zeigen eine Wurftechnik
Kihon (japanisch 基本, "Grundlage")

Kihon ist die Basis im Wadō‑Ryū Jūjutsu Karate‑Dō. Damit sind alle Kihon Waza (japanisch 基本技, "Grundtechniken") gemeint, wie Stellungen, Schlag- und Tritttechniken, als auch Wurf- und Bodentechniken. Im Wadō‑Ryū wird mit dem Kihon die Grundlage geschaffen, später im Kumite (japanisch 組手, "Begegnung der Hände") erfolgreich zu sein. Durch vielfache Wiederholungen und ständiges Üben werden die Grundtechniken in das Muskelgedächtnis übernommen und dann in der Kata zu komplexeren Kombinationen zusammengefügt.

Die Kihon Übungsformen des Wadō‑Ryū
  • UKE WAZA (japanisch 受け技)
    "Blocktechniken"
  • UCHI WAZA (japanisch 打ち技)
    "Schlagtechniken"
  • TSUKI WAZA (japanisch 突き技)
    "Stoßtechniken"
  • KERI WAZA (japanisch 蹴技)
    "Fußtritte"
  • NAGE WAZA (japanisch 投げ技)
    "Wurftechniken"
  • TACHIKATA (japanisch 立ち方)
    "Stellungen"
  • KAMAEKATA (japanisch 構え方)
    "Haltungen"
  • UKEMI WAZA (japanisch 受身技)
    "Fallschule"
  • KANSETSU WAZA (japanisch 関節技)
    "Hebeltechniken"
  • SHIME WAZA (japanisch 絞技)
    "Würgetechniken"
  • TAI SABAKI (japanisch 体捌き)
    "Ausweichbewegungen"
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Wado-Ryu Lehrer Roland und Thomas zeigen Übung
Kata (japanisch 形, "Form")

Im Wadō‑Ryū Jūjutsu Karate‑Dō gibt es unterschiedliche Übungsformen, um die Prinzipien sowie die Kampftaktiken zu erlernen. Eine der wichtigsten und ältesten ist die Kata. Eine Kata ist ein imaginärer Kampf gegen einen oder mehrere Gegner, der einem festgelegten Muster im Raum, der Embusen (japanisch 演武線, "Grundlinien"), folgt.

Beim Studium der Wadō‑Ryū Kata bedient man sich dem Konzept der Kaisetsu (japanisch 解説, "Erklärung", "Interpretation"). Das Kaisetsu offenbart eine Kata und überführt sie in die Anwendung. Ohne Kaisetsu lehrt eine Kata die offensichtlichen Techniken, enthaltene Prinzipien, korrekte Atmung und eine kämpferische jedoch beherrschte Mentalität.

Eng verwandt mit der Kata ist das Renzoku Waza (japanisch 連続技, "Kombination", "Ununterbrochen"). Hierbei werden mehrere Techniken frei aneinander gereiht und als eine Kombination ausgeführt. Dabei wird großer Wert auf einen gleichmäßigen, unaufhaltsamen Fluss gelegt. Das Renzoku Waza lehrt und vertieft Prinzipien des Wadō‑Ryū und dient als Hilfsmittel auf dem Weg von der Kata zum Kumite.

Im Wadō‑Ryū wurden die alten Namen der Katas unverändert beibehalten. Es werden insgesamt 16 Katas gelehrt, wobei Hironori Otsuka 1940 bei der Dainippon Butokukai lediglich 9 Katas eintragen ließ. Um die Prinzipien des Wadō‑Ryū Karate‑Dō zu lernen, sind diese 9 Katas ausreichend. Besonders hervorzuheben ist, das jede Kata mit einer defensiven Technik beginnt. Symbolisch zeigt dies die geistige Haltung des Wadō‑Ryū Jūjutsu Karate‑Dō auf, "Es gibt keinen Erstschlag, weder mental noch körperlich" und "Die Kampfkunst wird ausschließlich zur Selbstverteidigung eingesetzt".

Im Wadō‑Ryū werden folgende Kata gelehrt
  • KIHON KATA (japanisch 基本形)
    "Das ist die erste Kata im Wadō‑Ryū und lehrt grundlegende Prinzipien und Techniken. Gleichzeitig ist es die schwierigste Kata, da sie das Fundament für alle weiteren Formen bildet. Diese Kata muss ein Leben lang intensiv geübt werden, ansonsten ist man nicht in der Lage die folgenden Katas zu verstehen."
  • PINAN NIDAN (japanisch 平安二段)
    "Pinan Nidan ist die erste Pinan Kata, die im Wadō‑Ryū gelehrt wird. Pinan bedeutet soviel wie 'friedvoller Geist'. Die fünf Pinan Katas wurden von Anko Itosu entwickelt. Es heißt, wer alle Pinan Katas beherrscht, kann sich in jeder Situation gegen 5 Feinde gleichzeitig verteidigen."
  • PINAN SHODAN (japanisch 平安初段)
    "Pinan Shodan ist die zweite Pinan Kata, die im Wadō‑Ryū gelehrt wird. Pinan bedeutet soviel wie 'friedvoller Geist'. Die fünf Pinan Katas wurden von Anko Itosu entwickelt. Es heißt, wer alle Pinan Katas beherrscht, kann sich in jeder Situation gegen 5 Feinde gleichzeitig verteidigen."
  • PINAN SANDAN (japanisch 平安三段)
    "Pinan Sandan ist die dritte Pinan Kata, die im Wadō‑Ryū gelehrt wird. Pinan bedeutet soviel wie 'friedvoller Geist'. Die fünf Pinan Katas wurden von Anko Itosu entwickelt. Es heißt, wer alle Pinan Katas beherrscht, kann sich in jeder Situation gegen 5 Feinde gleichzeitig verteidigen."
  • PINAN YONDAN (japanisch 平安四段)
    "Pinan Yondan ist die vierte Pinan Kata, die im Wadō‑Ryū gelehrt wird. Pinan bedeutet soviel wie 'friedvoller Geist'. Die fünf Pinan Katas wurden von Anko Itosu entwickelt. Es heißt, wer alle Pinan Katas beherrscht, kann sich in jeder Situation gegen 5 Feinde gleichzeitig verteidigen."
  • PINAN GODAN (japanisch 平安五段)
    "Pinan Godan ist die fünfte Pinan Kata, die im Wadō‑Ryū gelehrt wird. Pinan bedeutet soviel wie 'friedvoller Geist'. Die fünf Pinan Katas wurden von Anko Itosu entwickelt. Es heißt, wer alle Pinan Katas beherrscht, kann sich in jeder Situation gegen 5 Feinde gleichzeitig verteidigen."
  • KUSHANKU (japanisch クーシャンクー)
    "Kushanku ist die längste Kata im Wadō‑Ryū. Kushanku ist der Name eines chinesischen Beamten, der im 17. Jahrhundert nach Okinawa kam und diese Kata dort gelehrt hat."
  • NAIHANCHI (japanisch 内畔戦)
    "Schleichende Schritte oder seitlicher Kampf soll der Name Naihanchi bedeuten. Die Kata beinhaltet Griffe, Würfe, Bodenkampf und Schläge auf verwundbare Stellen. Der Legende nach soll sie von einem der gefürchtetsten Kämpfer auf ganz Okinawa entwickelt worden sein."
  • CHINTO (japanisch 鎮党)
    "Der Geschichte nach wurde die Kata von einem schiffbrüchigen Seemann und Kampfkünstler überliefert. Durch das Üben dieser Form lernt der Schüler viele Griff- und Wurftechniken, sowie Stabilität und Gleichgewicht."
  • SEISHAN (japanisch セイシャン)
    "Seishan bedeutet 'dreizehn Hände'. Es soll die älteste Kata überhaupt sein. Der Schwerpunkt dieser Kata liegt auf Selbstverteidigungstechniken im Nahkampf. Ausgeprägte Fußbewegungen dienen dazu, die Stabilität des Gegners zu zerstören."
  • WANSHU (japanisch 燕飛)
    "Die Kata stammt von einem chinesischen Gesandten, der im 16. Jahrhundert nach Okinawa kam. Er unterrichtete dort eine kleine Gruppe in der Shaolin Kunst 'die Faust des weisen Kranichs'. Der Stil lehrte, wie wichtig es ist, mit ausweichenden Fußbewegungen zu kämpfen. Die Kata Wanshu spiegelt diese Prinzipien wider. Zusätzlich enthält sie eine Reihe von Wurftechniken."
  • BASSAI (japanisch 抜塞)
    "Bassai oder auch Passai bedeutet soviel wie 'durchstoßen'. Man sagt, es sei eine der beliebtesten Katas in der Geschichte. Sie enthält eine Vielzahl von Schlag- und Grifftechniken, darunter Würge- und Haltegriffe als auch Wurftechniken."
  • NISEISHI (japanisch 二十四歩)
    "Niseishi bedeutet vierundzwanzig Schritte und wurde auf Okinawa entwickelt. Mit Ausnahme der Pinan Katas ist Niseishi die einzige Kata im Wadō‑Ryū, die nachweislich aus Okinawa stammt, alle übrigen Katas kommen ursprünglich aus China. Niseishi lehrt Schlag-, Griff- und Kontertechniken, die sich besonders für den Nahkampf eignen."
  • ROHAI (japanisch 鷺牌)
    "Rohai bedeutet 'Vision eines weißen Reihers'. Der Name der Kata spiegelt die darin enthaltenen großen, fließenden Armbewegungen wider, die an die Bewegung der Flügel eines Reihers erinnern. Die im Wadō‑Ryū praktizierte Version von Rohai ist von Rohai Shodan abgeleitet, die von Anko Itosu entwickelt wurde."
  • JION (japanisch 慈恩)
    "Jion bedeutet 'Klang des Tempels'. Jion war der Name eines Tempels in China und es wird angenommen, das die Kata in diesem Tempel entwickelt wurde. Die Kata beinhaltet Schläge, Würfe, Haltegriffe und Methoden zum Fixieren von Gliedmaßen des Gegners. Es handelt sich um eine lange und körperlich anstrengende Kata. Durch das konsequente Üben von Jion soll ein starker Körper entwickelt werden."
  • JITTE (japanisch 十手)
    "Jitte bedeutet 'Zehn Hände'. Es heißt, wer diese Kata gemeistert hat, besitzt die Kraft von fünf Männern. Angeblich wurde die Kata im Geheimen von Mönchen in China entwickelt."
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Wado-Ryu Lehrer Stefan und Thomas beim Kumite
Kumite (japanisch 組手, "Begegnung der Hände")

Das Kumite bzw. die Kumiteformen bezeichnen ein mehrstufiges System um den Übenden an das Ji Yu Kumite (japanisch 自由組手, "Freier Kampf") schrittweise heranzuführen. Damit die Prinzipien und Taktiken für einen freien Kampf sicher geübt werden können, werden Yakusoku Kumite (japanisch 約束組手, "Abgesprochenes Kämpfen", "Versprochener Kampf") praktiziert.

Das Kumite stellt innerhalb des Trainings eine Form dar, durch ausreichendes Üben die Fähigkeiten zu erlangen, sich in ernsten Situationen angemessen verteidigen zu können. Voraussetzung ist das intensive Einüben und Verstehen von Kihon und Kata. Wenn die Ausführung der Grundform verstanden ist, kann sie im Kumite angewendet werden. Heutzutage versteht man hierunter die verhältnismäßige Selbstverteidigung, wobei Budō nicht nur den körperlichen, sondern auch den mentalen Angriff berücksichtigt.

Kumiteformen des Wadō‑Ryū Jūjutsu Karate‑Dō
  • IPPON KUMITE (japanisch 一本組手)
    "Es werden einzelne Sequenzen aus einer Kata mit einem Partner geübt, um deren Prinzipien und Anwendung zu erlernen. Ein Angreifer führt eine Attacke aus, die verteidigt und gekontert wird. Der Angriff sowie die Verteidigung erfolgen mit Grundtechniken."
  • NIHON KUMITE (japanisch 二本組手)
    "Es werden einzelne Sequenzen aus einer Kata mit einem Partner geübt, um deren Prinzipien und Anwendung zu erlernen. Ein Angreifer führt zwei aufeinander folgende Attacken aus, die verteidigt und gekontert werden. Die Angriffe sowie die Verteidigung erfolgen mit Grundtechniken."
  • KIHON KUMITE (japanisch 基本組手)
    "Die Partnerübungen vermitteln grundlegende Prinzipien des Wadō‑Ryū. Es werden in der Grundform kombinierte Angriffe und Verteidigungen durchgeführt. Beim Kihon Kumite wird die Energie eines Angriffs zum eigenen Zweck ausgenutzt oder neutralisiert."
  • KUMITE KATA (japanisch 組手形)
    "Es werden Anwendungen auf der Grundlage von Katas mit einem Angreifer geübt. Die Partnerübungen vermitteln die Prinzipien des Wadō‑Ryū, wobei der Schwerpunkt auf dem Brechen des Gleichgewichts des Angreifers liegt sowie dessen Kontrolle."
  • OYO KUMITE (japanisch 応用組手)
    "Die Partnerübungen schulen die kämpferischen Aspekte einer traditionellen Kata. Der Schwerpunkt liegt auf dem Angriff und der Überwindung der Kampfhaltung des Gegners."
  • GOSHIN HO (japanisch 護身ほ)
    "Mit diesen Partnerübungen werden Grundlagen und Prinzipien der Selbstverteidigung erlernt. Es wird die Abwehr und Befreiung von Hebeltechniken sowie von Würge- und Haltegriffen geübt. Die Verteidigung erfolgt dabei durch Überraschungs-, Ablenkungs-, Hebel-, Wurf- und Kontrolltechniken."
  • IDORI (japanisch 居捕り)
    "Diese traditionelle Form des Kumite dient der Verteidigung aus einer sitzenden Position heraus. Der Verteidiger sitzt im Seiza (japanisch 正座, "Richtig sitzen") und wird attackiert. Der Angriff kann aus dem Seiza oder aus dem Stand erfolgen. Schwerpunkt der Übung ist die korrekte Bewegung aus der Körpermitte heraus."
  • TANTODORI (japanisch 短刀取り)
    "Bei dieser Form des Kumite wird der traditionelle Umgang mit einem Tanto (japanisch 短刀, "kurzes Schwert", "Messer") geübt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Prinzipien der Linienarbeit, der Veränderungen von Timing und Distanz durch einen Angriff mit einer Kurzwaffe, die grundlegende unbewaffnete Abwehr eines Messers, sowie der traditionelle Umgang mit dem Tanto."
  • TACHIDORI (japanisch 太刀取り)
    "Bei dieser höchst anspruchsvollen traditionellen Übungsform, wird der Umgang mit einem Tachi (japanisch 太刀, "Schwert") geübt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Prinzipien der Linienarbeit, der Veränderung von Timing und Distanz durch einen Angriff mit einer Langwaffe, die grundlegende unbewaffnete Abwehr eines Schwertes, sowie der traditionelle Umgang mit dem Tachi."
  • RENRAKU KUMITE (japanisch 連盟組手)
    "Hierbei werden mit einem oder mehreren Partnern freie Kombinationen trainiert. Die Übungen werden vorher festgelegt und können unterschiedliche Schwerpunkte haben. Häufig werden Renzoku Waza mit einem Partner geübt."
  • RANDORI (japanisch 乱取り)
    "Bei dieser Form des abgesprochenen Übungskampfes mit einem oder mehreren Gegnern, geht es nicht um gewinnen oder verlieren. Der Schwerpunkt liegt darauf, zu lernen, bekannte Techniken und Prinzipien im Fluss des Kampfes anwenden zu können. Es können spezielle Schwerpunkte gesetzt werden wie 'Ne Waza Randori', 'Nage Waza Randori', 'Uchi Waza Randori' oder 'Keri Waza Randori'."
  • JI YU KUMITE (japanisch 自由組手)
    "Diese komplett freie Form des Übungskampfes ist ein anspruchsvolles Kumite. Es wird ohne Absprache unter Einsatz aller bekannten und möglichen Techniken sowie Prinzipien gekämpft. Jeder Teilnehmer hat uneingeschränkte Handlungswahl bei Angriff und Verteidigung. Es sind Schläge, Tritte, Stöße, Hebel-, Würfe-, Würge-, Halte- und Kontrolltechniken möglich - im Stand und am Boden."
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